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Norwegen: Wasserfall Steinsdalsfossen

Norwegen: Tunnelfahrt zum Hardangerfjord

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Heute ist leider mein letzter Tag in der Hütte. Schade, denn ich habe mich hier sehr wohl gefühlt. Meine Füße fühlen sich auch behaglich, denn ich trage meine neuen Wollsocken, die Iris mir gestern Abend geschenkt hat. Die Socken sind aus reiner Schafwolle, genau wie der Pullover, den sie mir gestern geliehen hatte und eine Jacke, die ich getestet hatte. Alles reine Schafwolle, ich hatte die eingenähten Etiketten mehrmals überprüft und konnte es kaum fassen: Wirklich reine Schafwolle! Warum ich das betone? Nun, eigentlich bin ich gegen Schafwolle allergisch und normalerweise kann man mich damit bis auf die Zugspitze treiben. Was ist bloß der Unterschied zwischen deutscher und norwegischer Schafwolle? Haben sie hier oben weit im Norden weichere Schafe oder ist das Veredlungsverfahren anders als in Deutschland? Ich weiß es nicht. Jedenfalls vertrage ich norwegische Wolle und deutsche nicht. Ich bin übrigens nicht die Einzige, die diesen deutlichen Unterschied festgestellt hat. Meine Nichten vertragen ebenfalls keine deutsche Wolle. Iris hat ihre ganze Garderobe auf norwegische Verhältnisse umgestellt, d.h. regendichte Oberkleidung, wasserdichte Schuhe und viel Schafwolle.

Bevor wir die Rückfahrt starten können, müssen wir zuerst die Hütte aufräumen und sauber machen. Andors Hilfe ist dabei nicht wirklich gut zu gebrauchen, denn er ist der Meinung, dass er noch ein paar Äste von draußen hereinbringen und diese dann in möglichst kleine Stücke zerkauen muss. Wegen oder trotz seiner Hilfsaktion sind wir um 10:00 Uhr startbereit.
Anders als bei der Hinfahrt will Iris den Weg am Hardangerfjord nehmen. Zunächst fahren wir aber fast die gleiche Strecke, nur dass wir jetzt die Hauptstraße und nicht die Nebenrouten wählen.

Strasse am Hardangerfjord

Strasse am Hardangerfjord

Wie ich bereits erwähnte, gibt es in Norwegen viele Tunnel. Wir beschließen, diese zu zählen. Für jeden Tunnel mache ich einen Strich in mein Notizheft und schreibe meistens auch den zugehörigen Namen auf. In Norwegen haben sehr viele Tunnel einen Namen und oft klärt ein Schild über deren Länge auf. Der längste Tunnel ist der Lærdalstunnel. Er ist mit 24,5 Kilometern Länge einer der längsten oder der längste Autotunnel der Welt. (Hier weichen die Angaben voneinander ab.) Damit die Fahrer während der langweiligen Durchfahrt, die immerhin ca. 20 Minuten dauert, nicht einschlafen, gibt es drei farbig beleuchtete Räume. Man hat festgestellt, dass das blau-grüne Licht die Fahrer wieder aufmerksamer macht und so die Zahl der Unfälle deutlich reduziert wird. Der Tunnel spart ca. 2,5 Std Fahrzeit. In der Röhre herrscht eine Temperatur von nahezu konstanten 15°C.

Nachdem wir noch ein paar weitere Tunnel durchfahren haben, sehen wir die Talstation der Flåmsbana (Flåmsbahn). Iris informiert mich darüber, dass man mir dieser hübschen grünen Eisenbahn hinauf in die Berge fahren und dort auch einen schönen Wasserfall sehen kann. Leider haben wir dafür keine Zeit. Ich hoffe, dass ich später die Fahrt nachholen kann.
Mittlerweile haben wir schon 10 Tunnel durchquert und sind in Vinje angekommen. Nach einem kurzen Tankstopp geht es weiter. Bald können wir wieder den Tvindefossen sehen, der sein Wasser in vielen breiten Stufen nach unten schickt.

In Voss verlassen wir nun die Route, die wir auf der Hinfahrt genommen hatten. Wir biegen in Richtung Hardangervidda ab. Wir wollen aber nicht auf das Hochplateau, sondern zum gleichnamigen Fjord. Nach ein paar Minuten fordert mich Iris auf, meine Kamera bereit zu machen.

„Gleich müssen wir ein paar Serpentinen überwinden. Dort gibt es einen sehr schönen Wasserfall, den Du bestimmt nicht verpassen willst. Leider kann ich dort nicht anhalten. Sei also bereit. Er ist auf der linken Seite.“

Norwegen: Wasserfall Steinsdalsfossen

Norwegen: Wasserfall Steinsdalsfossen

Der Wasserfall ist wirklich sehenswert, selbst für norwegische Verhältnisse. Gut, dass ich eine ortskundige Fahrerin habe. Man sieht nicht nur viel mehr, sondern erfährt auch einige Dinge über ein Land, die einem sonst entgehen würden. Kennenlernen kann man ein Land nur, wenn man es mit eigenen und offenen Augen sieht und viele viele Fragen stellt. In der einen Woche habe ich jedenfalls mehr über Norwegen gelernt, als in den 52 Jahren zuvor. Es ist ein interessantes und landschaftlich reizvolles Land mit etwas eigenen, aber freundlichen Bewohnern.

Nachdem weitere 6 Tunnel durchfahren wurden, können wir den Hardangerfjord mit seinem grünen Wasser bewundern. Die zumeist nur einspurige Straße führt uns direkt am Fjord entlang. Kurz hinter Ålvik, von hier aus sind es noch 102 km bis Bergen, halten wir zum Elchburgerstopp. Iris möchte gerne einen Elchburger verspeisen und sich in dem kleinen Café etwas entspannen. Leider gibt es heute keine Elchburger, deshalb bestellen wir uns leckeren Lachspie (Lachsauflauf). Dabei genießen wir den Sonnenschein und die schöne Aussicht auf den Fjord. Die Sonne zaubert viele Diamanten auf das Wasser. Das sieht sehr apart aus. Ich kann mich kaum von dem Anblick losreißen, aber die Zeit drängt, wir müssen weiter. Ein Highlight wartet ja noch auf uns.
Zunächst müssen wir aber eines der rot-gelb-gestreiften Postautos vorbeilassen und dann an der Ampel vor der Brücke anhalten. Die Brücke über einen Seitenarm des Fjords ist nämlich nur einspurig ausgebaut. Das gibt mir aber die Gelegenheit, mich umzuschauen. Der Fjord ist wirklich wunderschön.

Etwa gegen 3:00 Uhr nachmittags sind wir dann bei der letzten Sehenswürdigkeit meines Kurzurlaubs angekommen, dem Steinsdalsfossen. Dieser Wasserfall ist einer der wenigen, hinter den man gehen kann. So kann man ihn von vorne und von hinten bewundern. Dieses tun wir dann auch ausgiebig. Wir sind total von ihm fasziniert, insbesondere als wir uns genau hinter dem herabfallenden Wasser befinden und es über uns hinabstürzt.
Iris: „Der Wasserfall ist schwungvoll und energisch. Ein Teil des Wassers wird nach vorne geschmissen und ein Teil fällt gerade herunter. Das Wasser springt richtig. Das ist toll!“
Wir machen viele Fotos und freuen uns immer wieder über dieses Schauspiel.

Norwegen: Wasserfall Steinsdalsfossen 2

Norwegen: Wasserfall Steinsdalsfossen 2

Dann müssen wir leider weiter, es warten noch 8 Tunnel und die Fahrt durch das Kvamskogen (Kvamswaldgebiet) auf uns. Hier liegt im Winter 0,5 – 1,0 m Schnee auf und ca. 2 – x Meter Schnee neben der Straße. Iris klärt mich darüber auf, dass man auf den schneebedeckten Straßen mit norwegischen Winterreifen sehr gut fahren könne. Probleme hätten meist nur die Touristen oder ausländische LKW-Fahrer, weil diese schlechte Reifen und oft keine Schneeketten dabei hätten.

Nach weiteren 12 Tunneln erreichen wir gegen 16:20 Uhr Bergen. Wir durchfahren einen Teil von Bergen, der Helldalen heißt. „Hell“ ist ein altes norwegisches Wort für Glück. Ja Glück hatten wir auch heute wieder. Das Wetter war wieder gut und die Fahrt sehr schön. Dabei haben uns die 36 Tunnel, die wir durchfahren haben, geholfen, die Strecke bequem an einem Tag zu schaffen.
Mittwoch, 04.08.2010 – Rückflug nach Deutschland

Norwegen: Sognefjord bei Flam

Norwegen: Sognefjord bei Flam

Nun sitze ich wieder am Flughafen und warte auf meinen Flug. Dieses Mal bin ich nicht ganz so glücklich, denn die schöne Zeit in Norwegen ist vorüber.
Mein erster Alleinflug, nun ist er leider fast vorbei. Zu Hause wartet wieder der Alltag.
Um 5:25 Uhr waren wir aufgestanden, die Hunde waren sofort topfit und zu einem Spaziergang bereit. Iris und Karsten wären gerne noch etwas länger im Bett geblieben. Sie meinten, dass der Flug aber sehr früh gehen würde, es gäbe doch noch einen um die Mittagszeit. Das wäre doch viel bequemer. Bequemer ja, aber da war kein billiger Flug mehr frei. Iris hatte gestern rein informativ mal nach Flügen geschaut. So billig wie meiner (226,00 €) war keiner. Wenn es viel teurer gewesen wäre, wäre ich sowieso nicht geflogen.

Der kurze Urlaub hat mir viel gegeben. Ich habe viel gelernt und erlebt. Die eine Woche war reich an Erfahrungen und mir war nie langweilig. Das war klasse!

Um 7:46 Uhr starten wir und sind kurze Zeit später über den Wolken. Die Sonne scheint und blendet ein wenig, da sie von einem der Flugzeugflügel stark reflektiert wird.
Ich denke an Andor und seine nachschlappenden Schlappohren. Er sieht so lustig aus. Gerne würde ich ihm noch ein paar Mal seine Lieblingsschlange werfen und so dafür sorgen, dass seine Ohren schlappen. Und ich denke an Iris, Hunter und Karsten. Sie werden mir sehr fehlen. Sie haben mir eine so schöne Woche geschenkt.
Um 8:15 Uhr gibt es Frühstück. Ich nehme wieder das Gleiche wie beim Hinflug. In 10000 m (33000 Fuß) Flughöhe verzehre ich mein Brot und trinke Kaffee und Tomatensaft. Dabei wird mir deutlich wie schnell doch so eine Woche vergehen kann. Hoffentlich kann ich noch einmal nach Norwegen fliegen und das wirklich interessante Land weiter erkunden. Wie gerne würde ich die Lofoten (Inselgruppe etwa in der Mitte Norwegens) besuchen!
Na ja, vielleicht habe ich ja wieder Glück und dieser Wunsch wird erfüllt. Iris möchte diese Inselgruppe auch gerne sehen und Andor ist für Spaziergänge immer zu haben.
Kurze Zeit später meldet sich der Flugkapitän. In Frankfurt soll es bedeckt und 15°C sein. Bald werden wir landen. Beim Landeanflug genieße ich die Aussicht. Da wir nun unter der Wolkendecke sind, kann ich die Häuser und Straßen gut erkennen. Von hier oben aus sehen die Autos wie Spielzeuge aus. Bald werde auch ich in so ein „Spielzeug“ einsteigen und nach Hause fahren.
Franz-Josef erwartet mich schon am Flugsteig. Zwei Stunden später bin ich wieder zu Hause.

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