Wer Kaschmir hört, der denkt zuerst an edle Mode und als zweites an eine Region im Norden Indiens, die gleichermaßen von China und Pakistan beansprucht wird. Lediglich ein Teil des Gebiets wird von Indien verwaltet. Es handelt sich dabei um den Bundesstaat Jammu und Kaschmir.
Die Geschichte Kaschmirs ist besonders lange und voller Wendungen. Der ehemalige Fürstenstaat in mitten des Himalajas war einst ein wichtiger Kreuzzugspunkt. Besonders bekannt ist auch die Karawanenstraße- die sogenannte Seidenstraße. Das Gebiet war und ist dabei ein bedeutsamer Knotenpunkt zwischen Vorder-, Süd- und Zentralasien.
Bis heute ist Kaschmir bekannt für Handwerkserzeugnisse, wie Teppiche, Silberarbeiten, Holzschnitzereien, besonders aber für die Kaschmirwolle und damit hergestellte Erzeugnisse, wie etwa Paschmina.
Tourismus in Kaschmir
Einst war der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle der Region. Aufgrund der politisch instabilen Lage, militärischen Sperrgebieten und anhaltender Gewalt in den letzten Jahrzehnten hat die einstige „Schweiz des Ostens“ sehr gelitten.
Offizielle Stellen sehen der touristischen Zukunft aber positiv entgegen und öffnete 104 Gipfel in der Ladakh-Region. Dies soll Bergsportler anlocken und den Tourismus ankurbeln. Besonders Abenteuerurlauber fühlen sich von der Region angezogen.
Sehr beliebt ist seit jeher aber auch ein Urlaub am malerischem Dar-See. Typischerweise wohnen Touristen hier in Hausbooten, die oftmals wahren Palästen gleichkommen.
Urlaub in Jammu und Kaschmir
Der nördliche Bundesstaat Jammu und Kaschmir liegt im Norden Indiens und wird gegliedert in drei Regionen: Jammu, Kaschmir und Ladakh. Jede dieser drei Teile bietet eigene Sprachen, Religionen, Traditionen und Kultur. Mittlerweile ist es wieder möglich, über Traumurlaub im indischen Kaschmir nachzudenken, denn die Streitereien um das ehemalige Fürstentum ebben offensichtlich endlich ab. Es ist also an der Zeit, wieder vermehrt über einzigartiges Kunsthandwerk, alte Traditionen und wunderschöne, zum Teil fast unberührte Landschaften zu sprechen.
Zauberhafte Vielfalt in Jammu und Kaschmir
Jammu und Kaschmir lockt wieder viele abenteuerlustige Urlauber mit weiten Tiefebenen, zahlreichen Gebirgsketten mit Gipfeln von bis zu 5000 m Höhe, fruchtbare und grüne Täler, entlegene Dörfer und dem landwirtschaftlich geprägtem Hochtal von Kaschmir. In Kaschmir gibt es ein wahres Sammelsurium von kleinen Naturwundern. Pinien- und Zedernwälder, weite Wiesen, Rhododendron und Walnussbäume sorgen für einen Hochgenuss der Sinne.
Im oberen Indus-Tal herrscht dagegen Kälte und Trockenheit. Die Vegetation ist alpin. Im pakistanisch kontrolliertem Gebiet liegen riesige Gletscher des Karakorum.
Hier lohnt sich Urlaub in Kaschmir
Srinagar ist die Sommerhauptstadt des Bundesstaates. Hier gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten, wie etwas ein Tempel aus dem 7. Jahrhundert und die beeindruckende Hazrat-Bal-Moschee. Die Atmosphäre in der Stadt ist eindeutig zentralasiatisch.
Die Stadt Jammu ist die Winterhauptstadt und wird gerne das Tor zum Kaschmirtal genannt. Wer in Kaschmir Urlaub macht, findet in Jammu nicht nur viele Sehenswürdigkeiten, sondern kann Ausflüge in die sinnenfreudige Umgebung machen. Kaschmir ist besonders bekannt für Trekking- und Bergtouren, aber auch für zauberhafte Seen, an denen Lilien und Lotosblüten gedeihen.
Im Kaschmirtal gilt es vieles zu entdecken. Sehr interessant sind die Safranfelder bei Pampore und Ausflüge in das Dachigam-Naturschutzgebiet, welches seine Besucher mit kontrastreichen Landschaften beeindruckt.
Die Region Ladakh liegt hinter dem Kaschmirtal und ist gebirgig und trocken. Man nennt Ladakh auch das Land der Klöster. Die Gegend ist vor allem bekannt für hohe und entlegene Berge. Aufgrund der tibetisch-buddhistischen Prägung ist es aber auch als „Klein-Tibet“ bekannt. Vor kurzem wurden hier zahlreiche Gipfel für den Tourismus geöffnet.
Urlaub in Kaschmir kann vieles sein. Wer sich vor der Reise ausreichend über die politische Lage in den verschiedenen Gebieten informiert, darf einen traumhaften Urlaub erwarten. Egal ob man eine Rundreise plant, einen der zahlreichen Gipfel besteigt oder in einem der typischen Hausboote wohnen möchte- Kaschmir ist mittlerweile wieder eine Reise Wert.
Die Geschichte Kaschmirs
Wolle und Krieg. Das sind die beiden Begriffe, die wohl jedem Menschen als erstes in den Kopf kommen, wenn von Kaschmir die Rede ist. Ein Blick auf die Geschichte dieser weltbekannten Region lässt die Vermutung aufkommen, dass sie tatsächlich seit Jahrtausenden nur wenig anderes kennt als diese beiden Stereotypen.
Eine Region – Viele Herrscher
In früher Zeit war Kaschmir ein Knotenpunkt des Handels zwischen Süd-, Zentral- und Vorderasien. Händler aus Indien, Persien, China und Arabien durchquerten die Region auf ihren Handelsrouten.
Um 250 v. Chr. besetzte das Mauryareich unter der Führung Ashokas Kaschmir, in Zuge dessen der Buddhismus verbreitet wurde.
Gegen Ende des 16. Jh. wurde Kaschmir abermals von einem großen Reich annektiert. Der persische Großmogul Akbar gliederte es dem Mogulreich ein und etablierte den Islam als neue Religion. Im Jahre 1739 wurde es dann von dem persischen Schah Nadir im Zuge dessen Eroberung des Mogulreiches besetzt, bis der damalige Statthalter Kaschmir im Jahre 1809 wieder für unabhängig erklärte. Aufgrund von mangelnden militärischen Möglichkeiten blieb dieser Zustand allerdings nur knapp zehn Jahre erhalten, denn dann beschloss der indische Feldherr Ranjit Singh Kaschmir in sein neu geformtes Reich der Sikh einzuverleiben.
Zur Zeiten der britischen Kolonialherrschaft über Indien (Aktuelle Austellung im Spiegel vorgestellt), die durch den Triumph der britischen Armee über das Sikh-Reich im Jahre 1846 eingeläutet wurde, war Kaschmir erstmals seit mehreren Jahrhunderten der Fremdbestimmung wieder nahezu souverän, denn als eines von vier Fürstentümern, die, im Gegensatz zu den indischen Provinzen, nicht direkt der britischen Krone unterstanden, wurde Kaschmir in vielen Bereichen Selbstbestimmung zugebilligt und ein hohes Maß an Autonomie zugestanden.
Das Ende der britischen Herrschaft und der Beginn neuer Konflikte
Immer wieder wird die Region durch bewaffnete Konflikte heimgesucht
Auch die britische Fremdherrschaft über Kaschmir fand mit der Unabhängigkeitserklärung Indiens im August 1947 ein jähes Ende. Kaschmir konnte sich daraufhin entscheiden, ob es lieber unabhängig werden oder sich dem neu gegründeten indischen Staat anschließen wollte, wobei der Entschluss zunächst auf die Unabhängigkeit fiel. Doch nur wenige Wochen darauf besetzten Truppen des ebenfalls neu gegründeteten, jedoch muslimisch geprägten Pakistans einen Großteil der Region. Der große Nachbar Indien bot umgehend seine Unterstützung an, jedoch nur unter der Bedingung, dass sich Kaschmir im Gegenzug Indien anschließen würde. Aus Angst vor der muslimischen Unterdrückung akzeptierte der damalige Maharadscha von Kaschmir, Hari Singh, das Angebot Indiens. Die Folge war der erste Kaschmirkonflikt, der nur durch die Intervention der UNO im Jahre 1948 beendet werden und mit der Aufteilung Kaschmirs in einen inidschen und einen pakistanischen Teil endete.
Teilautonomie und erneute Konflikte
Im Jahr 1957 wurde zumindest dem von Indien besetzten Teil Kaschmirs uneingeschränkte Autonomie gewährt, der fortan unter dem Namen Jammu und Kaschmir als ein indischer Bundesstaat weiterexistieren sollte. Da aber in diesem, im Gegensatz zum übrigen Indien, mehrheitlich Muslime lebten, wollte Pakistan seine Ansprüche auf die Kontrolle der gesamten Region unter keinen Umständen aufgeben. Weitere Spannungen zwischen den beiden Ländern entstanden und die Folge war ein weiterer Krieg um die Vorherrschaft in Kaschmir, bei welchem Pakistan allerdings mehr Territorium einbüßen musste als es dazugewinnen konnte.
Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht
Bis heute treiben Pakistan und Indien den Konflikt um die begehrte Region fort und keiner von beiden denkt daran, auch nur ein Stück von seiner festgefahrenen Postition abzuweichen. Zudem sind die Unabhängigkeitsbestrebungen der Region stärker denn je. Die zahlreichen Herrscher haben zwar viel Leid und Verwüstung über Kaschmir gebracht, aber die dadurch entstandene kulturelle Vielfalt, sowohl in religiöser als auch in ethnischer Hinsicht, haben die Region auch in positiver Weise geprägt und gestärkt.