Die Vorstellung, jeden Winkel unseres Planeten zu erkunden, fühlt sich für viele wie ein unerreichbarer Traum an. Doch für einige Menschen ist dieser Traum Wirklichkeit geworden: Sie haben alle anerkannten Länder der Erde bereist.
Was treibt sie an? Wie ist das organisatorisch überhaupt machbar? Und welche Tipps geben sie jenen mit, die selbst das Fernweh gepackt hat? Dieser Artikel gibt einen Einblick in ihre Geschichten und liefert wertvolle Hinweise für die eigene Reiseplanung.
Die Welt als Ziel: Warum Menschen alle Länder bereisen wollen
Die Welt ist groß, vielfältig und faszinierend. Das Reisen durch alle Länder dieser Erde ist für viele nicht nur ein Abenteuer, sondern auch eine Reise zu sich selbst. Es geht darum, Kulturen zu erleben, Vorurteile abzubauen und die Menschlichkeit in all ihren Facetten zu entdecken. Für einige ist es ein persönliches Projekt, für andere ein Weltrekordversuch.
Es gibt derzeit 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen. Zählt man Beobachterstaaten und umstrittene Gebiete hinzu, steigt die Zahl auf bis zu 197. Eine Reise zu all diesen Orten ist logistisch, finanziell und emotional eine enorme Herausforderung.
Rekordhalter und ihre Geschichten
Luca Pferdmenges
Der 23-jährige Deutsche Luca Pferdmenges hat es geschafft: Er bereiste alle 193 UN-Mitgliedstaaten und stellte damit einen neuen Weltrekord auf. Besonders bemerkenswert ist, dass er viele dieser Reisen allein unternahm und sich dabei nicht nur auf bekannte Destinationen konzentrierte. Er betont, dass gerade die vermeintlich unbekannten oder „unpopulären“ Länder wie Usbekistan oder Myanmar zu den eindrucksvollsten zählen.
Harry Mitsidis
Harry Mitsidis gilt als einer der erfahrensten Weltreisenden. Er war in jedem Land der Welt und hebt besonders hervor, dass es nicht nur darum geht, ein Land „abzuhaken“. Vielmehr gehe es darum, einzutauchen, zu verweilen und die Kultur wirklich zu erfassen. Er gründete die Community „Nomad Mania“, die Vielreisenden hilft, ihre Ziele zu dokumentieren und sich auszutauschen.
Lexie Alford
Die Amerikanerin Lexie Alford stellte einen Guinness-Weltrekord auf, indem sie mit nur 21 Jahren alle Länder der Welt besuchte. Sie nutzte soziale Medien, um ihre Reise zu dokumentieren und wurde so zu einer Inspirationsfigur für die Gen Z. Lexie betont, dass Reisen ihr geholfen hat, aus der Komfortzone zu treten und zu erkennen, wie freundlich und hilfsbereit Menschen weltweit sein können.
Cassandra De Pecol
Sie schaffte es, alle 196 Länder in nur 18 Monaten zu bereisen. Ihre Mission war nicht nur das Reisen selbst, sondern auch, Bewusstsein für nachhaltigen Tourismus zu schaffen. Sie pflanzte für jeden besuchten Staat einen Baum und hielt Vorträge an Schulen.
Thor Pedersen
Der Däne hat sich das Ziel gesetzt, alle Länder der Welt ohne Flugzeug zu bereisen. Nach zehn Jahren und 360.000 Kilometern erreichte er sein Ziel. Seine Geschichte zeigt eindrucksvoll, dass Geduld, Planung und Durchhaltevermögen ebenso wichtig sind wie Neugier und Entdeckergeist.
Was treibt Weltreisende an?
Die Motivation, alle Länder der Welt zu bereisen, ist so individuell wie die Menschen selbst. Einige suchen die ultimative Herausforderung, andere das Abenteuer, wieder andere wollen einfach ihre eigene Neugier stillen. Gemeinsam ist ihnen oft ein tiefes Interesse an anderen Kulturen, eine Offenheit gegenüber dem Unbekannten und der Wunsch, persönlich zu wachsen.
Beispielhaft ist Esther, eine junge Frau, die während ihres Studiums bereits 70 Länder besucht hat. Sie sagt: „Man muss einfach loslegen. Es gibt nie den perfekten Zeitpunkt.“ Ihre Aussage verdeutlicht eine wichtige Wahrheit: Wer warten will, bis alles passt, kommt nie los.
Planung und Finanzierung einer Weltreise
Wer die ganze Welt bereisen will, braucht vor allem eines: einen Plan. Die wenigsten können spontan in den Flieger steigen und losreisen. Eine strukturierte Planung hilft dabei, die logistischen, finanziellen und gesundheitlichen Herausforderungen zu meistern.
Finanzierung
Viele Weltreisende setzen auf unterschiedliche Finanzierungsstrategien:
- Sparen: Wer bewusst lebt und auf Alltagsluxus verzichtet, kann über die Jahre ein solides Reisebudget aufbauen.
- Nebenjobs und Freelancing: Als digitale Nomaden arbeiten viele Reisende unterwegs über das Internet.
- Sponsoring und Crowdfunding: Einige lassen sich durch Kooperationen mit Unternehmen oder über Spendenplattformen unterstützen.
Zeitmanagement
Nicht jeder kann sich Jahre frei nehmen. Einige nutzen Auszeiten zwischen zwei Jobs, andere legen Sabbaticals ein oder reisen abschnittsweise über viele Jahre hinweg.
Herausforderungen und Risiken
Das Reisen durch alle Länder bringt auch Schwierigkeiten mit sich. Besonders problematisch ist oft die Visabeschaffung. Einige Staaten, wie Nordkorea oder Eritrea, verlangen aufwändige Genehmigungsverfahren.
Auch die Sicherheitslage ist nicht überall stabil. Reisende müssen sich intensiv mit aktuellen Reisewarnungen auseinandersetzen. Krankheiten, klimatische Extreme und politische Spannungen sind nur einige der Risiken, denen man begegnet.
Darüber hinaus ist die mentale Belastung nicht zu unterschätzen. Wer ständig unterwegs ist, verliert leicht soziale Kontakte und kämpft mit Einsamkeit. Thor Pedersen sprach offen darüber, wie belastend die Jahre auf See und in fremden Kulturen ohne Unterbrechung sein können.
Tipps für angehende Weltreisende
Wer selbst von einer Weltreise träumt, sollte sich gut vorbereiten. Hier die wichtigsten Tipps im Überblick:
- Recherche: Informiere dich über die Einreisebestimmungen, kulturellen Besonderheiten und Sicherheitshinweise der Länder, die du besuchen willst.
- Gesundheit: Impfungen und Vorsorgemaßnahmen sollten frühzeitig geplant werden.
- Packliste: Weniger ist mehr. Achte auf multifunktionale Kleidung, Technik zur Dokumentation (Kamera, Laptop, Powerbank) und notwendige Medikamente.
- Nachhaltigkeit: Reise bewusst. Unterstütze lokale Strukturen, vermeide unnötige Flüge und reduziere deinen CO2-Ausstoß. Cassandra De Pecol pflanzte Bäume, um ihren CO2-Fußabdruck auszugleichen.
Die Reise als Lebensschule
Alle Länder dieser Welt zu bereisen ist mehr als ein Haken auf einer Bucket List. Es ist eine tiefgreifende, lebensverändernde Erfahrung. Wer sich darauf einlässt, wird nicht nur außergewöhnliche Orte sehen, sondern auch die eigene Perspektive auf die Welt grundlegend ändern. Es geht um Begegnungen, um Geschichten, um Verbindungen. Und darum, zu erkennen: Die Welt ist nicht so groß, wie sie scheint, aber umso reicher, je offener man ihr begegnet.
Egal, ob du 10, 50 oder 193 Länder bereist – das Wichtigste ist, dass du deine Reise mit offenen Augen, Respekt und Neugier antrittst.