Der Jakobsweg ist Europas bekanntester Pilgerweg und führt zur Kathedrale von Santiago des Compostela im Nordosten Spaniens, wo das Grab des Apostels Jakobus bereits seit dem 9. Jahrhundert verehrt wird. Die Stadt gehörte im Mittelalter neben Rom und Jerusalem zu den wichtigsten Pilgerzielen des Christentums und so durchzieht ein ganzes Netz von Pilgerwegen Europa vom Norden bis zum Ziel in Spanien. Heute versteht man unter dem eigentlichen Jakobsweg den Camino Francés, der von der Grenze zu Frankreich durch Nordspanien nach Santiago des Compostela führt und die Städte Jaca, Pamplona, Estella, Burgos und León miteinander verbindet. Bereits im 12. Jahrhundert erwähnte ein Pilgerführer vier Wege durch Frankreich, die zum Camino Francés führen. Das traditionelle Pilgerabzeichen war die Jakobsmuschel, sie sollte die Gläubigen auf ihrem Weg und in der Heimat schützen und konnte verwendet werden, um Wasser zu schöpfen. Die Jakobsmuschel findet sich heute noch als Wegweiser auf dem Jakobsweg in Spanien und ganz Europa.
Der Camino Francés
Am besten pilgert man im Frühjahr von April bis Mitte Juni oder im Herbst von Mitte September bis November auf dem Jakobsweg. Dann ist es nicht so heiß und trocken wie im Sommer und es sind nicht so viele Pilger unterwegs. Die meisten wollen vor dem 25. Juli in Santiago de Compostela ankommen, dem Fest zu Ehren des heiligen Jakobus, und starten in den Pyrenäen Mitte bis Ende Juni.
Der fast 800 Kilometer lange Camino Francés beginnt auf zwei Routen. Man kann von Saint-Jean-Pied-de-Port in den französischen Pyrenäen starten und dann in vier Etappen über Roncesvalles und Pamplona nach Puente la Reina wandern. Dort vereinigt sich der Weg mit der Route von Somport, einem Pyrenäenpass in der Provinz Aragón. Dann geht es über das Kloster Irache weiter nach Logrono, von dort durchqueren die Pilger die Weinbauregion Rioja nach Najéra, einem alten Königsort aus dem 10. und 11. Jahrhundert und weiter zum Kloster San Juan de Ortega, wo sich eine Pilgerherberge befindet. Auf Wald- und Feldwegen geht es durch die Provinz Burgos in deren gleichnamige Hauptstadt, wo im Mittelalter die Könige Kastiliens gekrönt worden sind. Die große gotische Kathedrale, die heute UNESCO-Weltkulturerbe ist, ist sehr sehenswert.
Von León nach Santiago de Compostela
Die weiteren Etappen führen nach León, wo in der Altstadt noch Teile der römischen und mittelalterlichen Mauern zu sehen sind. Die Kathedrale ist wegen ihrer Glasfenster und die Basilika San Isidoro wegen ihrer romanischen Fresken bekannt. Der Architekt Antoní Gaudi gestaltete in León ein Handelshaus im neugotischen Stil. Über Astorga und Portomarin geht es dann weiter nach Santiago de Compostela. Traditionell nehmen die Pilger einen Pilgerstab mit auf die Wanderung und haben einen Pilgerausweis, der in den einzelnen Stationen gestempelt wird. Damit können sie teil kostenlos übernachten, außerdem gilt er als Nachweis, um am Ziel die Pilgerurkunde zu bekommen.