Nirgendwo präsentiert die andalusische Landschaft die Richtigkeit dieser Aussage eindrucksvoller als im Naturschutzgebiet Sierra de Grazalema, dem küstennahen Ausläufer der Betischen Kordilleren im eindrucksvollen Hinterland der Costa del Sol. Hier im Entstehungsgebiet des Stierkampfes und des Flamencos leben sie fort, die Mythen und Legenden der „Bandeleros“, von Don Juan und Carmen. Immer präsent in der atemberaubend schönen, wild-romantischen Bergwelt der Serranía de Ronda, in den engen, oft steilen Kopfsteinpflaster-Gassen der typischen weißen Dörfer Andalusiens. In dem transparenten Licht entwickeln die Farben eine unglaubliche Intensität. Die schneeweiß gekalkten Hausfassaden, die karminroten Ziegeldächer vor den Kalksteinwänden bizarrer Felsen, darüber ein azurblauer Himmel – ein Hochgenuss für jeden Fotografen. Die einzigartige Natur und die gemütliche Atmosphäre in den alten, kleinen bis mittelgroßen Ortschaften führen zu unterschiedlichen Eindrücken, die sich zu einem unvergesslichen Erlebnis bündeln: „Ruta de los Pueblos Blancos“.
Die Route der weißen Dörfer.
Mehrere Landstraßen führen durch typisch mediterrane Vegetation. Mal über grüne Hügel, dann vorbei an tiefen Abgründen und Wasserfällen. Erstaunlich viele Greifvögel kreisen in der Höhe. Viele Höhlen wie Complejo Hundidero Gato oder die Cueva de la Pileta, weltberühmt für ihre prähistorischen Hinterlassenschaften, liegen nahe der Strecke. Und immer wieder kommt dann dieser magische Moment, in dem man eines der weißen Dörfer auf einem Felsplateau oder an eine steile Felswand geschmiegt, erblickt. Bei der Einfahrt in die engen, verwinkelten Gassen ist es mitunter ratsam, die Außenspiegel einzuklappen. Fast jeder Ort hat eine Burg/Burgruine oder Festung. Ihre eindrucksvollen, Kirchen und Prinzipalhäuser (barock oder gotisch) bilden einen reizvollen Kontrast zum maurischen Charakter der weißen Häuser. In den Dörfern sind Besucher stets willkommen. Das Leben erinnert häufig an längst vergangene Zeiten.
Fast 30 weiße Dörfer…
… liegen verstreut in den Provinzen Málaga und Cadiz. An der Küste südlich von Málaga Estepona und Casares. Im Inland u.a.: El Bosque der Drachenflieger-Ort. Grazalema (unbedingt die Dächerformation bei Sonnenaufgang fotografieren), Zahara de la Sierra, Villaluenga del Rosario. In diesem „Himmelsnest“ (über 1.000 m gelegen) warten Fotomotive die nicht in jedem Fotoalbum zu finden sind. Tipp: vom örtlichen, in Spanien sehr bekannten Queso Payoyo (Käse von Payoyo-Ziegen) probieren und in dem originell umgebauten Gefängnis übernachten. Ubrique, Gaucin, Benaocaz, Benaoján, Montejaque, Prado del Rey, El Gastor y Algodonales, Arcos de la Frontera, Cortes de la Frontera, Jimera. Nördlich von Málaga der weiße Küstenort Nerja mit dem berühmten „Balcon de Europa“, einer interessanten Altstadt, dem 4-stöckigen Puente de Águila (Aquädukt) und einer der größten Tropfsteinhöhlen Europas. Im Hinterland Setenil de las Bodegas mit spektakulären, in die steilen Felswände hinein gebauten Wohnstätten. Olvera ein alter Schmugglerort, Ronda la Vieja (römisch: Acinipo) und das eindrucksvolle, auf einem 800 Meter hohen, bizarren, schroffen Felsen thronende Ronda. Der spektakuläre Ausblick auf die Gebirgszüge der Serranía de Ronda, die 100 Meter tiefe Schlucht des Rio Guadalevin (Tajo) die „La Ciudad“ (Altstadt) von „Mercadillo“ (Neustadt) trennt, haben diesen größeren Ort zu einem touristischen Höhepunkt gemacht. Die Schlucht überwinden drei Brücken. Die alte, römische „Puente Viejo“, die „Puente Árabe“ und die berühmte „Puente Nuevo“. Unten am Fluss liegen die bestens erhaltenen arabischen Bäder. Ronda ziert auch die älteste Stierkampfarena Spaniens (1784). Stierkampffan Ernest Hemingway verfasste 2 Bücher über die Stadt und Orson Wells wählte sie zu seiner Beerdigungsstätte.
Zwischen Ronda und Málaga (idealer Ziel- und Abflughafen) liegen nur ca. 110 km. Zwischen dem Lebensgefühl in den weißen Dörfern und der Stadt jedoch Welten.