Camping erlebt seit einigen Jahren einen beispiellosen Boom. Immer mehr Menschen entdecken die Freiheit, die Natur und die Flexibilität, die Campingreisen bieten.
2024 wurden in Deutschland etwa 42,9 Millionen Camping-Übernachtungen registriert, ein Rekordwert, der das starke Wachstum dieses Reisesegments unterstreicht. Doch der Trend geht weit über die klassischen Camping-Mächte wie Deutschland, Frankreich oder Spanien hinaus. Interessanterweise sind es zunehmend kleinere Länder, die bei Campern an Beliebtheit gewinnen und beeindruckende Zuwachsraten bei Übernachtungen verzeichnen. In diesem Artikel gehen wir ausführlich darauf ein, warum gerade Länder wie Irland, Albanien oder Polen auf der Camping-Landkarte immer größer werden, welche Faktoren diesen Trend antreiben und wie sich das Campingangebot in diesen Ländern entwickelt.
Gesamtentwicklung der Übernachtungszahlen in Europa
Camping ist in Europa längst nicht mehr nur eine Randerscheinung, sondern ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor im Tourismussektor. Mit über 42 Millionen Übernachtungen allein in Deutschland, 141 Millionen in Frankreich und 48 Millionen in Spanien im Jahr 2024 belegen diese Länder ihre Spitzenposition als Top-Camping-Destinationen. Dabei spiegeln die Übernachtungszahlen auch die Kapazitäten und die Infrastruktur wider, die in den letzten Jahrzehnten massiv ausgebaut wurde.
Interessant wird es jedoch, wenn man über den Tellerrand blickt und kleinere Länder betrachtet, die oft weniger in den Fokus der klassischen Campinglandschaft gerückt sind. So verzeichnen Länder wie Irland, Albanien oder Polen beeindruckende Wachstumsraten bei den Campingübernachtungen. Irland etwa konnte 2024 rund 2,89 Millionen Übernachtungen registrieren – ein Plus von 42 % gegenüber dem Vorjahr. Albanien steigerte seine Campingübernachtungen um 21 %, Polen um 19 % und Estland um 15 %. Selbst Zypern meldet aufgrund besonderer struktureller Faktoren einen Anstieg von über 380 %, wobei hier andere Ursachen eine Rolle spielen.
Detailbetrachtung – Kleine Länder mit auffälligem Wachstum
Irland
Irland hat sich in den letzten Jahren vom Nischendasein im Campingmarkt zu einer gefragten Alternative zu den etablierten europäischen Campingzielen entwickelt. Die Zahl von knapp 2,9 Millionen Campingübernachtungen im Jahr 2024 entspricht einem satten Zuwachs von 42 %. Gründe hierfür sind vielfältig: Die unberührte Natur, die abwechslungsreiche Landschaft mit Küsten, Bergen und Seen, aber auch das moderate Preisniveau im Vergleich zu West- und Südeuropa ziehen vor allem Naturliebhaber und abenteuerlustige Camper an. Irland bietet zudem eine gut ausgebaute Infrastruktur für Campingfreunde, von traditionellen Campingplätzen bis hin zu speziellen Offroad- und Wildcampingmöglichkeiten.
Albanien
Albanien ist der Shootingstar unter den europäischen Campingländern. Obwohl das Land vergleichsweise klein ist, verzeichnet es eine bemerkenswerte Zunahme der Campingübernachtungen. 2024 waren es rund 56.541 Übernachtungen, was eine Steigerung von 21 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Dabei sind die Preise für Campingplätze in Albanien besonders attraktiv: Bereits ab 14 Euro pro Nacht kann man hier campen, was vor allem preisbewusste Camper anspricht. Ein weiterer Vorteil ist die weitgehend unberührte Natur, die neben Küstenabschnitten am Mittelmeer und der Adria auch zahlreiche Bergregionen umfasst. Zudem stieg die Zahl der Gäste, die in offiziellen Campingunterkünften übernachteten, im April 2025 um etwa 23 %, was den Trend bestätigt.
Weitere Länder im Fokus
Auch Polen und Estland zeigen deutliche Zuwächse bei den Campingübernachtungen, mit Steigerungen von 19 % beziehungsweise 15 %. Diese Länder profitieren von der Nähe zu wichtigen europäischen Märkten, einer stetig verbesserten Infrastruktur und einem wachsenden Interesse an naturnahen Ferienformen. Besonders spannend ist die Entwicklung in Ländern wie Nordmazedonien oder Montenegro, die durch ihre Naturlandschaften und günstigen Preise zunehmend Camper anziehen.
Preis- und Kostenaspekte
Ein wesentlicher Treiber für die Verlagerung der Campingnachfrage hin zu kleineren Ländern sind die Preisunterschiede. Während in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern durchschnittliche Campingpreise zwischen 29 und 40 Euro pro Nacht liegen, beginnen die Preise in Albanien schon ab etwa 14 Euro. Dieser deutliche Kostenunterschied macht die kleineren Länder besonders attraktiv für Familien, Paare und jüngere Reisende, die auf ihr Budget achten müssen.
In Ländern wie Irland sind die Preise zwar etwas höher, bleiben aber moderat im Vergleich zu beliebten Hotspots in Frankreich oder Italien. Neben den reinen Übernachtungskosten kommen in etablierten Campingregionen oft auch noch Gebühren für Stromanschlüsse, sanitäre Anlagen oder andere Services hinzu, die in kleineren Ländern häufig geringer ausfallen oder teilweise kostenfrei sind.
Haupttreiber & Motive der Camping-Reisenden
Der Trend hin zu kleineren und bisher weniger frequentierten Campingländern ist vielschichtig. Zum einen erleben klassische Campingdestinationen wie die französische Atlantikküste oder spanische Küstenregionen eine hohe Belegung, was die Qualität des Naturerlebnisses und die Ruhe für viele Urlauber mindert. Diese Überbelegung führt dazu, dass Camper sich nach neuen, unentdeckten Zielen umsehen.
Zum anderen spielt der Kostenfaktor eine wichtige Rolle: Die steigenden Preise in beliebten Regionen zwingen viele Campingfreunde, nach Alternativen zu suchen, die preislich attraktiver sind, ohne dabei auf schöne Landschaften und eine gute Infrastruktur verzichten zu müssen.
Darüber hinaus gibt es einen wachsenden Wunsch nach authentischen und naturnahen Erlebnissen. Micro-Camping, Retro-Tents, Offroad-Camping und nachhaltige Reiseformen gewinnen an Bedeutung. Viele Camper wollen nicht mehr nur „im Komfort“ campen, sondern suchen das Abenteuer, die Ursprünglichkeit und die Nähe zur Natur. Das Angebot in kleineren Ländern passt gut zu diesen Wünschen.
Auch die Zunahme an kurzen, flexiblen Trips – etwa Wochenend-Camping oder Kurzurlaube – spielt eine Rolle. Hier bieten kleinere Länder mit guten Verkehrsanbindungen und einer gewissen Exotik ideale Voraussetzungen, um schnell dem Alltag zu entfliehen.
Profile & Angebote kleinerer Länder
Albanien: Neben günstigen Preisen überzeugt Albanien mit einer beeindruckenden Naturkulisse und einem noch sehr ursprünglichen Campingmarkt. Die Infrastruktur entwickelt sich rasant, die Anzahl der Campingplätze steigt, und es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Wildcamping und Offroad-Abenteuer. Das Land hat zudem einen zunehmend besseren Ruf als sicheres und gastfreundliches Reiseziel.
Irland: Irland profitiert von seiner Kombination aus abwechslungsreichen Landschaften und einer gut ausgebauten Infrastruktur. Viele Campingplätze sind idyllisch gelegen, und es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Angeln oder Wassersport. Die Fährverbindungen aus Großbritannien und Frankreich machen die Anreise vergleichsweise unkompliziert.
Weitere Länder: Polen lockt mit großen Naturschutzgebieten, historischen Städten und vergleichsweise niedrigen Preisen. Estland punktet mit seiner rauen Küstenlandschaft, vielen Seen und einer wachsenden Zahl moderner Campingplätze. Auch Nordmazedonien und Montenegro gewinnen als preiswerte und naturnahe Ziele an Popularität.
Ausblick & Empfehlungen
Die aktuellen Zahlen und Entwicklungen deuten darauf hin, dass sich der Trend zu kleineren Campingländern in den kommenden Jahren weiter verstärken wird. Schon jetzt sind die Buchungen für 2025 in diesen Ländern um bis zu 75 % gestiegen. Das eröffnet Chancen für Länder, die ihre Infrastruktur verbessern und gezielt auf Campingurlauber eingehen.
Für Camper empfiehlt sich, die Nebensaison zu nutzen, da die Plätze in den neuen Campingdestinationen noch weniger überlaufen sind. Auch eine frühzeitige Planung lohnt sich, um die besten Plätze zu sichern. Wichtig ist zudem, sich über lokale Vorschriften zu informieren, etwa zu Wildcamping oder Gasnutzung, da sich diese von Land zu Land stark unterscheiden können.
Raum für individuelle Erlebnisse
Camping bleibt ein Wachstumsmarkt mit dynamischen Veränderungen in den Zielgebieten. Während die klassischen Länder weiterhin eine wichtige Rolle spielen, zeichnet sich eine deutliche Diversifizierung ab. Immer mehr Camper entdecken kleinere, bisher weniger frequentierte Länder mit attraktiven Preisen, authentischem Naturerlebnis und spannenden Outdoor-Möglichkeiten. Irland, Albanien, Polen und andere Länder sind deshalb die Trendsetter für die kommenden Jahre im europäischen Campingtourismus. Für Campingfans heißt das: neue Abenteuer, neue Landschaften und viel Raum für individuelle Erlebnisse abseits der Massen.