Nachhaltiger Tourismus
Der Tourismus, also die Unternehmung von Reisen, die nicht mit einem geschäftlichen Zweck verbunden sind, war in früheren Zeiten ein echter Luxus und nur wenigen Wohlhabenden vorbehalten. Erst im 20. Jahrhundert ist der Tourismus zu einem Massenphänomen geworden.
Der Massentourismus hat sich zunächst nur nach dem Gewinnstreben der Tourismusindustrie und den scheinbaren Bedürfnissen der Urlauber gerichtet. Auf soziale Strukturen in den Urlaubsorten, den Schutz ökologisch wertvoller Gebiete und teilweise sogar das Bild der Landschaft wurde hierbei nur wenig Rücksicht genommen. Dies hat dazu geführt, dass die eigentlichen Wünsche der Urlauber nach dem Erleben einer unverfälschten Natur und dem Kontakt zur einheimischen Bevölkerung an vielen Zielorten des Massentourismus ins Hintertreffen geraten sind.
Diesem Dilemma des Massentourismus setzt sich der nachhaltige Tourismus, der oft auch mit dem Begriff sanfter Tourismus gleichgesetzt wird, entgegen. Der nachhaltige Tourismus will mehrere Ziele, die positiv für das bereiste Land, aber auch für den Reisenden sind, miteinander in Einklang bringen.
Hierzu gehören die Bewahrung der ökologischen Vielfältigkeit und der Schutz der Natur sowie ihrer Ressourcen, der langfristige wirtschaftliche Nutzen für die Bewohner der bereisten Regionen und die Akzeptanz und Rücksichtnahme auf deren sozialer und kultureller Identität und Eigenständigkeit. Durch einen solchen nachhaltigen Umgang mit dem Urlaubsziel wird den Belangen des Naturschutzes Rechnung getragen und gleichzeitig das Bedürfnis der Bewohner nach einer langfristigen ökonomischen Absicherung bei gleichzeitigem Schutz ihrer kulturellen Eigenheiten befriedigt.
Vereinfacht soll der nachhaltige oder sanfte Tourismus die Schönheiten des Reiseziels in Gänze bewahren und diese auf unschädliche Art und Weise dem Reisenden zugänglich machen. Die Bewohner des Reiseziels, aber auch das Ziel selbst, werden mit Respekt und Rücksichtnahme behandelt. Der nachhaltige Tourismus fördert den Erhalt und die sanfte Entwicklung des Reiseziels, ohne es durch Überbeanspruchung zu zerstören.
Öko-Tourismus
Seitdem die USA in den 60er Jahren den Ecotourism einführte, hat der Öko-Tourismus einen festen Platz in der Tourismusbranche eingenommen. Unter Öko-Tourismus versteht man im Allgemeinen, dass der Tourist Rücksicht auf die Interessen der Bevölkerung sowie auf die Belange der Natur nehmen sollte. Allerdings gibt es beim Öko-Tourismus beträchtliche Abgrenzungsschwierigkeiten. Einige verstehen unter Öko-Tourismus eine Reise in unberührte Gebiete. Dabei sollte der Tourist darauf achten, dass die Natur und die lokale Bevölkerung keinen Schaden nehmen. Seltsamerweise finden die Anreisen zu diesen Naturparks mit Flugzeugen statt, was wiederum nicht ökologisch sinnvoll ist.
Eine andere Definition des Öko-Tourismus besagt, dass Öko-Tourismus eine verantwortungsbewusste Form des Reisens in Naturschutzgebiete ist. Diese Reisen sollen dem Wohlergehen der ansässigen Bevölkerung und auch dem Schutz der Umwelt dienen. In diesem Zusammenhang bezieht sich das Wort Öko-Tourismus weniger auf die An- oder Abreise, sondern auf das umweltfreundliche und umweltverträgliche Verhalten der Touristen, das heißt es handelt sich um einen ökologisch verantwortlichen Tourismus. Auch die Hotelbauten gehören zum Öko-Tourismus und sollten in diesem Fall der Natur angepasst sein. Leider definieren alle Länder weltweit den Öko-Tourismus anders und einige Länder kennen keinen Öko-Tourismus.
Zum Öko-Tourismus zählen u.a. Tierbeobachtungen, Naturfotografie, Wissenschaftstourismus, Fischen oder Jagen sowie Sport- und Abenteuertourismus. Überwiegend finden die Reisen des Öko-Tourismus in Dritte-Welt-Länder wie zum Beispiel nach Kenia in Afrika oder u.a. auch nach Nepal in Asien statt. Diese Länder sind auf die Einnahmen des Tourismus angewiesen, doch die Tiere und Pflanzen werden selten durch den Tourismus geschützt, sie sterben weiterhin aus. Deshalb stellt das Angebot der Sustainable Bolivia schon etwas Besonderes dar. Hier wird noch echter Öko-Tourismus betrieben, sowie er auch am Baikal-See stattfand. Am Baikal-See wurde der Baikal-Trail, ein Wanderweg um den See, von Freiwilligen und Touristen angelegt.
Mit zum Angebot des Öko-Tourismusses in Deutschland zählen die Barfußpfade. Diese Barfußpfade werden in verschiedenen Bundesländern angeboten, denn das Barfußlaufen soll entspannend wirken sowie die Sinneseindrücke anregen.
Ökotourismus am Beispiel „Projekt Sustainable Bolivia“
Die Zentrale des Ökotourismusprojektes Sustainable Bolivia befindet sich in Bolivien, in Cochabamba sowie in den USA und das Projekt wurde von Erik Taylor gegründet. Cochabamba ist die drittgrößte Stadt Boliviens mit knapp einer Million Einwohner. Bei der Sustainable Bolivia handelt es sich um eine Non-Profit-Organisation mit einem Ökotourismusprogramm in Bolivien. Das Ziel dieser Organisation ist es, den Einwohnern Boliviens finanzielle Unterstützung sowie freiwillige Helfer zur Verfügung zu stellen, die ihnen auch bei ihrer Tätigkeit behilflich sind. Die freiwilligen Helfer sowie die Praktikanten haben die Möglichkeit, praxisnahe Erfahrungen in Bolivien zu sammeln u.a. in der Graswurzel-Arbeit.
Die freiwilligen Helfer arbeiten eng mit den Menschen in Bolivien zusammen und können viel Positives in Cochabamba sowie der Umgebung bewirken. Die Stellen werden entsprechend der Wünsche sowie der Bedürfnisse des jeweiligen Helfers vergeben. Es stehen Posten in diversen Bereichen u.a. im Umweltschutz, in der Bildung, den Mikrofinanzen, der Gesundheit, der Gleichberechtigung sowie in vielen anderen Projekten zur Verfügung. Dadurch wird es zu einer wertvollen Erfahrung für jeden einzelnen der freiwilligen Helfer. Durch das Mini-Grant Programm erhält jeder Helfer pro Monat 75 US-Dollar, damit er für seine Organisation alle wichtigen Dinge, die er für die tägliche Arbeit benötigt, beschaffen kann. Somit werden die freiwilligen Helfer besser in die Organisation und Mittelverteilung integriert.
Für die freiwilligen Helfer sowie für die Touristen wird auch Sprachunterricht in Spanisch und Quechua an der Sustainable Bolivia Sprachschule angeboten, um die Sprachkenntnisse zu fördern. Die Gewinne, die aus dem Sprachunterricht erwirtschaftet werden, kommen wieder der Sustainable Bolivia zu Gute. Die Touristen sowie die freiwilligen Helfern wohnen in privaten Zimmern oder bei einheimischen Familien.
Die Sustainable Bolivia organisiert auch Öko-Reisen für kleine Gruppen durch Bolivien. Es sind sehr unterschiedliche Reisen, sie finden je nach Interessen der Studenten, der Praktikanten oder der freiwilligen Helfer statt. Auch die Zeit des Jahres sowie die Verfügbarkeit der Führer spielt bei der Zusammenstellung der Öko-Reisen eine große Rolle.
Zusätzlich unterstützt die Sustainable Bolivia bolivianische Studenten mit einem Stipendienprogramm. Somit können auch junge Leute aus Bolivien studieren, die sonst finanziell nicht dazu in Lage gewesen wären.