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Norwegen: Bergen - Aussicht vom Floeyen

Norwegen: Mein erster Alleinflug!

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Es ist 8:10 Uhr MEZ, in einer Stunde fliege ich nach Bergen, ohne meine Kinder und ohne Franz-Josef. Das ist ein ganz seltsames Gefühl, ich bin 52 Jahre alt und fliege heute zum ersten Mal alleine, ohne meinen Mann und meine geliebten Söhne, mit denen ich schon so viel Spaß hatte. Obwohl ich am Flughafen bin und am Gate B11 sitze, kann ich es eigentlich immer noch nicht glauben, dass ich gleich fliegen werde. Ich bin gespannt, was mich erwartet. Werde ich mich mit Iris und Karsten gut verstehen? Bislang gab es keine Probleme, aber wenn man eine Woche lang praktisch immer zusammen ist, ist das schon etwas anderes. Passen die Vorstellungen von Urlaub zusammen. Ich bin, wie gesagt, sehr gespannt.
Heute Morgen sind Franz-Josef und ich um 5:30 Uhr aufgestanden, haben gefrühstückt und sind um 6:30 Uhr losgefahren. Glücklicherweise bin ich auch ohne Hilfe des Weckers aufgewacht. Ich hatte ihn zwar auf die richtige Weckzeit eingestellt, aber vergessen, ihn anzumachen. Das wäre etwas gewesen, wenn ich verschlafen hätte.

Nach dem Einchecken per E-Check musste ich zur Sicherheitskontrolle. Dort erregten meine Teewürste für Iris großes Aufsehen. Die sahen wohl sehr gefährlich aus. Die Wachbeamtin war aber sehr freundlich und ließ sich schnell davon überzeugen, dass die Würste ungefährlich und nur für den Verzehr durch meine Nichte Iris bestimmt seien. Meine kleine Wasserflasche durfte ich auch behalten.

Nun ist es 9:45 Uhr und ich bin über den Wolken. Ist die Freiheit wie im Lied von Reinhard May behauptet wirklich grenzenlos? Ich beginne mich jedenfalls frei zu fühlen. Ich schaue aus dem Fenster und sehe weiße Wolken und einen blauen Himmel, eigentlich nicht viel, aber man kann so schön träumen. Träumen, frei zu sein. – Ich soll wieder träumen, hat man mir gesagt, auch mit 52 Jahren.

Momentan fliege ich über den Wolken. Ich sehe wieder nach draußen. Es ist nicht viel zu sehen, aber ich träume weiter, träume von Freiheit und Zukunft. Was hält die Zukunft für mich bereit? Wenn man die 50 überschritten hat, macht man sich schon einmal Gedanken darüber.

Ich bin sehr neugierig, was ich noch alles erleben werde. Werde ich die Gelegenheit haben und noch weitere Länder erforschen können? Andere Länder, andere Sitten, es ist sehr spannend, einen Blick auf fremde Kulturen zu werfen. Kanada hat uns besonders gut gefallen, doch nun werde ich zunächst die Reise nach Norwegen genießen. Glücklicherweise habe ich heute einen Fensterplatz bekommen, indem die nette Dame neben mir ihren Platz mit mir getauscht hat. Die Frau fliegt sehr häufig und legt deshalb keinen Wert auf einen Fensterplatz. Sie sagte, dass sie lieber am Gang sitzen würde, weil sie dann ihre Beine besser austrecken könne. Ist doch perfekt, dass wir getauscht haben. Jetzt hat jeder das, was er liebt.

Norwegen: Bergen - Aussicht vom Floeyen

Norwegen: Bergen – Aussicht vom Floeyen

Ich schaue aus dem Fenster und sehe, welche Überraschung- Wolken, viele Wolken und den blauen Himmel über uns. Nichts Besonderes? Nun, das ist so wie man es nimmt. Es gibt verschiedene Arten von Wolken. Ich liebe die, in welche wie schöne große Wattebäusche aussehen und in die man sich am liebsten hinein kuscheln würde, geht natürlich nicht, aber man darf es sich ja mal vorstellen.

Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf. So weit im Norden bin ich noch nie gewesen, nur im Flugzeug, aber das ist nicht dasselbe. Ich erinnere mich an die wunderbaren Nordlichter, die wir auf dem Rückflug von Kanada nach Deutschland gesehen haben. In Norwegen kann man sie auch beobachten. Leider können wir dazu nicht weit genug in den Norden vordringen. Vielleicht klappt das ja ein anderes Mal.

Der Flug soll 1 Std. 40 Min. dauern, ist also sehr kurz. Hoffentlich gibt es bald etwas zu Essen, ich habe Hunger! Da kommt die Stewardess, um den Snack zu servieren. Mal sehen, was es ist. Es handelt sich um eine Scheibe Schwarzbrot mit gekochtem Schinken und einen Schokomüsliriegel. Dazu gibt es eine Tasse Kaffee und meinen geliebten Tomatensaft.

Der kurze Flug nach Bergen vergeht sehr schnell. Das Auschecken ist problemlos und mein Koffer schafft es als erster aufs Laufband. Iris erwartet mich schon und winkt mir zu – Ich bin in Norwegen angekommen!

Die Fahrzeit zu ihrer Wohnung nutzen wir für die ersten Gespräche, es werden noch viele weitere folgen. Nach einem kurzen Imbiss fahren wir dann ins Zentrum von Bergen. Dort gibt es einen Parkplatz in einem höhlenartigen Tunnel. Wie ich in den nächsten Tagen feststellen werde, gibt es in Norwegen infolge der gebirgigen Landschaft sehr viele Tunnel. Ohne diese würden die Fahrzeiten noch wesentlich länger sein. In Norwegen kann man nicht einfach von A nach B fahren, meistens sind viele Berge und Fjorde zwischen den Fahrzielen. Die längsten Fjorde z.B. Sognefjord und Hardangerfjord reichen weit ins Land hinein. Es gibt zwar einige Brücken, aber häufig ist man auf eine der Fähren angewiesen. Autofahren in Deutschland hat mit dem in Norwegen wenig zu tun. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt auf den wenigen autobahnähnlichen Straßen nur 90 km/h. Sonst gilt zwar Tempo 80 km/h, aber selbst dieses erreicht man nur selten, da die Straßen sehr kurvig, oft steil und meist ein- bis eineinhalbspurig sind.
Wir gehen in die Innenstadt und kommen über einen Marktplatz. Hier werden viele verschiedene Meeresfrüchte, Obst und Souvenirs für die zahlreichen Touristen angeboten. Iris erzählt mir, dass sie einmal überlegt hatte, dort zu arbeiten, aber ihre Sprachkenntnisse hätten dafür nicht ausgereicht. Man müsse mindestens 5 Sprachen sprechen. Überall hängen an den Ständen Schilder, die darüber informieren, welche Sprachen an diesem Stand gesprochen werden. Oft sind es 8 – 10 verschiedene.
Wir gehen in die Altstadt von Bergen, die Bryggen heißt. Hier gibt es einige alte Häuser aus der Hansezeit, einige kleine Geschäfte und natürlich viele Souvenirläden. Im Mineralienhandel kann man Steine aus allen Teilen der Erde kaufen. Mich fasziniert ein zunächst unscheinbarer Stein, der aber beim Näherkommen sein Geheimnis offenbart. Je nach Blickwinkel schimmert er nämlich in verschiedenen Blautönen. Ein wahres Juwel.

Am Kai sind einige große Kreuzfahrtschiffe vertäut. Eines davon ist das Traumschiff „Deutschland“.

Norwegen: Bergen - Aussicht vom Floeyen 2

Norwegen: Bergen – Aussicht vom Floeyen 2

Wir wollen aber nicht mit dem Schiff, sondern mit der Standseilbahn auf den FlØyen, einem der Hausberge Bergens fahren. Hier wechseln sich Rotkäppchen und Blaumann bei der Berg- und Talfahrt ab. Mittlerweile ist die lange Warteschlange erheblich kürzer geworden. Die FlØyenbahn wird auch gerne von den Anwohnern Bergens genutzt, um nach Hause zu kommen. Es geht sehr steil bergan. Nach ca. 7 Minuten sind wir auf dem Gipfel angekommen. Dieser bietet uns einen fantastischen Blick auf Bergen. Es gibt viel zu sehen. Von hier aus kann man auch den besonderen Charakter Bergens erkennen, eine Stadt, die sich den natürlichen Gegebenheiten angepasst hat. Sie liegt auf und zwischen 7 Bergen inmitten einer Fjordlandschaft. Das offene Meer ist nicht zu sehen, da Bergen viele Inseln vorgelagert sind. Iris sagt, dass man mit dem Auto etwa eine Stunde fahren muss, bis man einen Blick auf das Nordmeer werfen kann.

Da wir uns mit Karsten in der Innenstadt treffen wollen, müssen wir bald den Rückweg antreten. Wir hatten uns entschieden, zu Fuß den Berg hinab zu gehen. Wir kommen an einem Haus vorbei, das einen sehr schönen roten runden Pavillon hat. Iris würde das Anwesen gerne kaufen, aber der Preis ist mit 8 Mio. Euro ein bisschen zu hoch.

Als wir unten ankommen, werden wir gleich von Karsten begrüßt. Wir gehen in ein gutes Restaurant und ich bestelle mir Rentier mit Kartoffeln und Gemüse. Das ist sehr lecker. Karsten und Iris entscheiden sich für Walfleisch mit Kartoffeln und Gemüse. Das Walfleisch ist allerdings nicht so meine Sache, da ich erstens ein schlechtes Gewissen habe, Wal zu essen und es mir zweitens nicht besonders gut schmeckt. Walfleisch wird es auch zukünftig auf meinem Speiseplan nicht geben.

Nach einem Besuch in dem sehr schönen Besucherzentrum fahren wir zum Hundetrainingsplatz. Schließlich brauchen zwei Jagdhunde viel Bewegung. Hunter ist zunächst allerdings weniger am Training, sondern mehr an den frischen Spuren interessiert. Nachdem er dann ein paar Minuten im Auto warten musste, macht er genau wie Andor gut mit. Beide Hunde sind sehr konzentriert und wollen die Aufgaben gut meistern. Man fühlt sich wie in der Schule mit gelehrigen Schülern. Kurz nach 21:00 Uhr fahren wir zurück nach BØnes. Als ich um 22:30 Uhr ins Bett gehe, fängt es an dunkel zu werden. Es ist deutlich länger hell als in Deutschland. Nachdem ich die schöne Wolkenstimmung bewundert habe, schlafe ich glücklich ein.

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