Saudi-Arabien. Ein modernes Märchen aus Tausend und einer Nacht.
Die Regierungsform auf der Arabischen Halbinsel ist die einer absoluten Monarchie, aber die stark islamisch geprägte Bevölkerung ist damit ganz außerordentlich zufrieden; mit Fug und Recht darf man in Saudi-Arabien von sich behaupten, alles richtig gemacht zu haben. Die gesamte Bevölkerung lebt dieses gute Gefühl würdevoll und stolz aus. Führt man persönliche Gespräche mit Saudis, bedauern diese es ehrlichen Herzens, nicht auf alte, auf gewachsene Traditionen, wie das Abendland sie kennt, zurückschauen zu können. Und fast scheint es, als ob eine höhere Macht, als ob Allah, hier ausgleichende Gerechtigkeit geschaffen hätte: Als man in Saudi-Arabien auf die reichen Ölvorkommen stieß, sind wie der Phönix aus der Asche explosionsartig schillernde Metropolen in der Wüste entstanden. Nicht allein in der Hauptstadt Riad spürt man den unwahrscheinlichen Reichtum, der von heute auf morgen mit dem Öl über das Land gekommen ist. Verschwenderisch kann mit den Erträgen aus dem Erdölexport umgegangen werden; das spürt man auf der gesamten Halbinsel. Ein Superlativ sucht das andere zu übertreffen. Die geographische Lage bietet zwei herrliche Küstenabschnitte: im Osten der Persische Golf mit den atemberaubenden Städten Hufuf und Dschubail, im Westen das Rote Meer, die Metropolen Mekka, Dschidda und Medina, wo der Prophet Mohammed seine letzte Ruhe gefunden hat. Dass der Nachbar im Norden, der Irak, immer mit ein wenig Argwohn beobachtet wird, ist nicht verwunderlich; im schwelenden Atomstreit mit dem schiitischen Iran setzt man auf Diplomatie.
Saudi-Arabien ist mit Recht stolz darauf, die bedeutendste Volkswirtschaft im gesamten arabischen Raum zu stellen. Dem gegenüber stehen die stark eingeschränkten Rechte der Frau. Allerdings wird diese Tatsache im islamischen Saudi-Arabien nicht als unterdrückend angesehen; die Schleierpflicht gehört zum Straßenbild. Nach wie vor stehen Steinigungen und die Todesstrafe überhaupt in krassem Gegensatz zu einer ansonsten sehr weltoffenen und modernen Lebensart. Der Umgang mit Gesetzesbrechern ist eben ganz und gar nicht mit abendländischen Gepflogenheiten zu vergleichen. Als Ausländer muss man wissen, dass der Donnerstag und Freitag in Saudi-Arabien das Wochenende bilden. Wenn Ausländerinnen ein Kopftuch tragen, wird das gerne gesehen. Der Respekt vor Land und Religion gebietet es, keine provozierende Kleidung zu tragen. In Saudi-Arabien muss man mit großen Widersprüchlichkeiten umzugehen wissen.