Unser Autor begegnet im fünften Bericht nach einem Bad bei L’Ile de Rousse nicht nur den Katzen und Sehenswürdigkeiten von Spuncato, sondern erlebt dort so geballte französische Lebenslust, dass er am liebsten bleiben würde. Stattdessen endet der Tag eher traditionell mit traumhaftem Sonnenuntergang sowie einheimischen Destillaten und Gär-Erzeugnissen in Galeria.
Nach dem Frühstück geht es sofort ins Meer. Der Sandstrand am Stellplatz gehört zum Schönsten, was mir bislang hier begegnet ist. Eine große Bucht mit so unglaublich klarem, türkisblauem Wasser, dass ich wieder einmal meine Taucherbrille vermisse. Dazu der Salsa von der Strandbar, wo bereits Fleisch auf dem Grill brutzelt – ich fühle mich wie in der Karibik. Wenn auch mit etwas niedrigerer Wassertemperatur.
Wir verzichten auf L’Ile de Rousse und fahren hoch nach Belgodere, manövrieren durch eine enge Gasse in Ville-de-Paraso und dann über eine Nebenstraße der D71 nach Speloncato/Spuncatu. Die beiden Felsen seitlich des Ortskerns laden uns zum Besteigen und Fotografieren ein. Die schmalen Gässchen faszinieren mich, die vielen korsischen Kätzchen haben es Madame angetan.
Als wir kurz am Brunnen in der Ortsmitte pausieren, dröhnt ausgelassenes Gelächter aus dem Restaurant „Chez Francois“ daneben, das bereits vorhin leckeren Fischduft verbreitet hat. Der Wirt hüpft mit einer Gitarre und Krone auf dem Kopf durch das Restaurant und liefert eine Playbackshow zu korsischer Musik. Die Bedienung strahlt übers ganze Gesicht. Dann müssen die vier Gäste hinter die Theke und werden fotografiert.
Die Lebensfreude zieht mich an. Die Bedienung spricht uns freundlich an, wechselt zu englisch und dann zu deutsch. Soviel Offenheit und Multikulti ist hier neu für mich. Sie ist keine atemberaubende Schönheit, aber hübsch und mir mit ihrer netten Art wesentlich lieber als die bisherigen korsischen Servicekräfte. Ich fühle hier die Lebenslust der Franzosen, nicht den spröden Stolz der Genueser. Nur mit Mühe kann ich mich von hier losreißen – in Spuncato könnte ich hängen bleiben.
Über Calenzana geht es nach Calvi, wo wir Vorräte bunkern, und dann über die D81 (nicht die D81b an der Küste) zügig nach Galeria. Wir biegen vor der Brücke ein Stück auf die Küstenstraße, da dort ein Weg zum Meer gehen soll. Aber die beiden Schotterpisten, die wir finden, sind eher etwas für geländegängigere Fahrzeuge.
Also doch nach Galeria. Der Weg, der ein Stück hinter Galeria auf eine Landzunge zum Meer geht, ist erstens für uns gesperrt und zweitens sowieso im Schatten. Stattdessen befindet sich direkt vor Galeria ein terrassierter Stellplatz, auf dem sich bereits ein paar Wohnmobile sammeln.
Sonnenuntergang, Blick aufs Meer, da nehmen wir die fünf Euro Gebühr in Kauf – allerdings kommt weder abends noch morgens jemand zum Kassieren vorbei. Vermutlich lohnt sich das eher während der Saison.
Zum Abendessen teste ich das mit Maronenmalz gebraute herb-vollmundige Petra-Bier und es gibt den ersten Schluck Pastis. Dann noch einen Clos San Quilico 2004 – diese Nacht schlafe ich tief und fest. Woher soll ich auch wissen, dass es die Ruhe vor dem Sturm ist?