Die Idee, dass Kinder so lange wie möglich ein Recht auf einen geschützten Raum haben, um sich frei und ihren Bedürfnissen gemäß zu entwickeln, ist ein Konzept, das es erst seit relativ kurzer Zeit gibt und das noch dazu aus den westlichen Ländern stammt. So sind bis heute die Lebensumstände der Kinder, je nach der Kultur, in der sie leben, aber vor allem auch abhängig von der wirtschaftlichen Situation ihres Heimatlandes oder der ihrer Eltern, sehr unterschiedlich.
Ein Grundkonzept, das für das Leben der Kinder und ihre Bedingungen seit jeher bestimmend war, ist der Gedanke, dass Kinder einen Reichtum darstellen, weil sie so schnell wie möglich zum Unterhalt der Familie und später als Erwachsene zum Überleben ihrer dann alten Eltern beitragen können. Mit dem Aufkommen von Alters- und Krankenvorsorge in den industrialisierten Ländern ging die Zahl der Kinder pro Familie immer weiter zurück, sodass hier die Existenz von Kindern in einer Familie heute nicht mehr wesentlich wirtschaftliche Gründe hat. In vielen anderen Regionen der Welt, vor allem in Afrika oder Teilen Asiens jedoch ist die Situation der Kinder weiterhin ein wirtschaftlicher Faktor in der Familienplanung, und man kann im westlichen Sinne in weiten Teilen der Welt nicht von einer „Kindheit“ sprechen, in der viele Kinder leben. Auch die Zugehörigkeit zu einer Religion ist für viele Kinder, vor allem auch für Mädchen, ein prägender Faktor für das Leben, das sie führen müssen. Es gibt Länder, in denen die Lebenssicherheit auf alle Fälle gewährleistet ist, andere Länder, in denen ein hohes Maß an Gewalt herrscht, die sich auch wesentlich auf das Leben der Kinder auswirkt. Entscheidend für das Leben der Kinder überall auf der Welt ist die Möglichkeit, eine richtige Schulbildung zu bekommen, was in Europa und in den USA überall gesichert ist. In den asiatischen und den südamerikanischen Ländern bestehen hier gewaltige Unterschiede.
In den westeuropäischen Ländern haben Kinder zum großen Teil das, was viele unter einem wirklichen „Kinderleben“ verstehen. Sie haben fast alle ein eigenes Kinderzimmer, viele Spielsachen oder auch eine komplette IT-Ausrüstung, sie können zur Schule gehen und die Eltern versuchen, ihnen genügend Bildung für eine gesicherte Zukunft zu ermöglichen. Eine solch abgesicherte Lebenssituation ist vor allem in westeuropäischen Ländern ausgeprägt. So können Kinder in Dänemark beruhigt schlafen und sich auf den kommenden Tag vorbereiten. Dazu werden sie ihrem Alter gemäß gefördert und können den Aktivitäten nachgehen, die ihren Talenten entsprechen. Sie haben viel Zeit zum Spielen und sich mit ihren Freunden zu treffen. Aber auch in diesen Ländern besteht aufgrund der weit geöffneten Schere zwischen arm und reich ein großer Unterschied in der konkreten Situation eines jeden Kindes. Auch Kinder mit einem allein erziehenden Elternteil haben ein größeres Risiko, unter erschwerten Bedingungen zu leben.
Schon in Osteuropa, das erst seit kürzerer Zeit zum Teil zur EU gehört, sind die Lebensbedingungen für Kinder längst nicht so einfach. Der Zugang zu einer Bildung mit gutem Niveau und zum Internet sind nicht unbedingt gegeben und das Einkommensniveau der Eltern ist zum Teil immer noch sehr niedrig.
In den USA leben die Kinder sehr unterschiedlich, je nachdem, zu welcher ethnischen Gruppe sie gehören. In jedem Fall gehen alle zur Schule und das Schulsystem versucht, auf die Bedürfnisse eines jeden Kindes einzugehen. Der „American way of life“ bestimmt oft auch andere Dinge, wie zum Beispiel den Schulweg. Kinder in den USA gehen sehr viel seltener zu Fuß zur Schule, da dort das Auto das üblichste Fortbewegungsmittel geworden ist. In vielen Gegenden gibt es Schulbusse, die jedes Kind einzeln von zu Hause abholen. Wie in allen anderen hoch industrialisierten Ländern haben auch hier die meisten Kinder Zugang zu den neuen Technologien wie Internet und den hiervon abgeleiteten Spielsachen und Spielen.
Sehr viel prekärer ist die Situation der Kinder in den weniger entwickelten Staaten. In Asien, wie zum Beispiel in Bangladesh, Pakistan oder Indien müssen viele Kinder ab zehn Jahren in der Textilindustrie arbeiten, da ihre Arbeitskraft billiger ist und sie so zum Unterhalt ihrer Familien beitragen können. Dies bedeutet, dass sie nur eine kurze Zeit haben, zur Schule zu gehen und nicht viel mehr als schreiben, lesen und rechnen lernen können. Dies hindert die Kinder in diesen Ländern daran, einmal ein besseres Leben zu haben als ihre Eltern. Auch in Südamerika ist die Situation nicht sehr anders. In vielen Ländern dieses Kontinents muss eine beträchtliche Anzahl der Kinder schon in jungen Jahren durch viele kleine Arbeiten zum Unterhalt der Familie beitragen. Über zehn Prozent der Kinder sind hiervon betroffen. Obwohl das allgemeine Bildungsniveau sich in diesen Ländern stetig verbessert, finden vor allem in abgelegenen Regionen und in den Armenvierteln der Großstädte viele Kinder bis heute keinen oder nur einen erschwerten Zugang zum Bildungssystem. Hier ist auch das Phänomen der Straßenkinder besonders verbreitet. Dies sind Kinder die von ihren Familien verlassen wurden oder die diese aufgrund von innerfamiliärer Gewalt verlassen haben. Auch in Russland ist dieses Problem weit verbreitet. Viele von diesen Kindern schließen sich zu Ersatzfamilien zusammen, um die Herausforderungen des Lebens gemeinsam zu meistern.