Reisepfade.com Reiseberichte und Reisetipps von Globetrottern
Avdalsfossen

Norwegen: Wanderung zum Vettisfossen

| Keine Kommentare

Heute wollen wir zu viert losziehen. Unser Ziel ist der Vettisfossen (275 m hoher frei fallender Wasserfall) bei Øvre Årdal. Das Wetter ist fast optimal für eine Wanderung, zwar bedeckt, aber trocken und wenig windig. Zunächst müssen wir aber mit dem Auto nach Øvre Årdal fahren. Um 9:30 Uhr fahren wir los. Anfangs fahren wir ein Stück um den Tyrinsee, dann geht es bergauf. Hier oben in 1000 m Höhe ist die Landschaft wieder ganz anders als bei unserer Hütte. Sie ist karg, wasserreich und es gibt nur Flechten, Moose und einige sehr kleine Sträucher. Dann müssen wir abermals den Berg hinunter fahren. Die Straße geht durch ein paar enge, sehr dunkle, kurvige Tunnel. Karsten blendet ein paar Mal auf, damit eventueller Gegenverkehr gewarnt ist. Ein Fahrzeug muss dann nämlich zurücksetzen. Jetzt gilt es eine Reihe von engen Serpentinen zu überwinden. Tief unten können wir die Stadt Øvre Årdal sehen. Bald sind wir dort angekommen und suchen den Parkplatz beim Hjelle Wasserfall auf. Um 10:15 Uhr starten wir unsere Wanderung.

Øvre Årdal

Øvre Årdal

Zunächst geht es über eine Schotterstraße. Nach kurzer Zeit sehen wir einen weiteren großen Wasserfall, den Avdalsfossen. Iris und ich finden ihn ganz besonders apart, da das Wasser in einem breiten Fächer hinab fällt und uns an einen Brautschleier erinnert. Sanft ansteigend führt uns der Weg durch das Utladalen am Fluss entlang. Vier Brücken lassen uns das Ufer wechseln. Von den Brücken aus hat man einen schönen Blick auf das rauschende Wasser. Es hat eine wunderschöne hellblaue Farbe, die von weißen Gichtkronen an den Steinen und Stromschnellen gekrönt ist. Dann kommen wir an eine Stelle wo der Fluss breiter ist und in der Mitte eine Insel hat. Am anderen Ufer hat ein Bach einen See gebildet, der uns an ein Schwimmbecken erinnert. Den Abfluss des Sees bildet ein ca. 5 m hoher Wasserfall, der sein Wasser in den Fluss ergießt. Dieser Wanderweg ist ein regelrechter Wasserfallweg, den hier sieht man sie in allen Formen. Nun entdecke ich einen zwar schmalen, aber sehr hohen Fall. Das Tal hat wirklich einiges zu bieten.

Nach einer guten Stunde kommen ein paar Gebäude in Sicht, die auf einer Endmoräne stehen. Da müssen wir hoch, deshalb wird der Weg steiler und somit etwas anstrengender. Nach kurzer Zeit haben Iris, Andor und ich die Häuser erreicht. Hier endet der Schotterweg. Karsten kommt etwas später an, da er einige Schwierigkeiten hat, Hunter davon zu überzeugen, dass heute ein Spaziergang und kein Jagdausflug geplant ist. Jagen ist doch sooo schön!

Avdalsfossen

Avdalsfossen

Nachdem wir uns etwas ausgeruht haben, suchen wir den Pfad, der zum unteren Ende des Vettisfossens führt. Man kann zwar auch zur oberen Abbruchkante gehen, aber dieser Weg ist anstrengender und außerdem soll man den Wasserfall von unten viel besser sehen können. Zunächst führt uns der Pfad noch weiter den Berg hinauf. Wir sehen den Fluss, der tief unten im Tal dahinfließt. Der Weg wird nun wesentlich schmaler und somit anspruchsvoller. Ein paar Mal müssen wir einen Schuttkegel queren. Hier ist Schwindelfreiheit gefragt, rechts der Berg und links die Tiefe. Dann entdecken wir eine wackelige Hängebrücke, die über den Fluss führt. Müssen wir da hinüber? Das ist ja ein Hochseilakt. So schwindelfrei bin ich nun doch nicht! Oh! Oh! Nun geht der Pfad steil in die Tiefe und hat auch einige Stufen. Das geht in die Beine! Ein Glück, dass ich meine Wanderstöcke dabei habe. Die brauche ich nun ganz intensiv. Bald sind wir wieder auf Flussniveau angekommen. Nun sehen wir die Hängebrücke vor uns. Sie sieht nicht sehr vertrauenserweckend und sehr wackelig aus.

Glücklicherweise müssen wir die Brücke nicht benutzen, sie ist Teil eines Abzweigs und nicht Teil des Weges zum Wasserfall. Gott sei Dank!

Nach ein paar Minuten können wir zum ersten Mal einen Blick auf den Vettisfossen werfen. Schon aus der Ferne sieht er imposant aus. Leider endet der Weg als wir noch ca. 100 Meter entfernt sind. Ein Erdrutsch hat den Pfad verschüttet. Wir versuchen über das Geröll weiter voranzukommen, aber nach kurzer Zeit muss ich passen. Der Weg ist für mich nicht gangbar. Karsten, Iris und die Hunde schaffen es noch ein Stück weiter, aber dann wird es auch für die sonst so geländegängigen Tiere zu viel. Nun kehren auch meine Begleiter um. Das Klettern über die schlüpfrigen Steine ist zu gefährlich. Schade, dass man den unteren Teil des Wasserfalls nicht sehen kann. Wir schauen uns aber eine Weile das Herabfallen des Wassers an.

Norwegen: Wasserfall Vettisfossen

Norwegen: Wasserfall Vettisfossen

Ich liebe besonders diese frei fallenden Wasserfälle. Sie sind meine Lieblinge. Immer wieder versuche ich, einen Wasserschwall oben an der Abbruchkante zu fixieren und ihn dann bis unten zu verfolgen. Dabei bemerke ich, dass das Volumen des Wassers nicht immer genau gleich ist. Manchmal scheint etwas mehr Wasser hinab zu stürzen, dann wieder weniger. Ich liebe die Dynamik des Wassers und dass das immer gleiche Spiel doch nicht immer gleich ist. In Gedanken verfolge ich den Weg, den das Wasser nimmt. Aus den Wolken kommend, aufs Hochland geregnet, im Bach gesammelt, dann hier im Vettisfossen hinabgestürzt, im Fluss gesammelt wird es dann bis zum Meer geleitet. Dort verdunstet es wieder und der Kreislauf des Wassers beginnt von neuem. Aber wo wird es das nächste Mal sein? Wieder im Vettisfossen oder speist es einen anderen der zahlreichen Wasserfälle in Norwegen? Norwegen ist wirklich nicht nur das Land der Fjorde, sondern auch der Wasserfälle.

Nachdem wir uns mittels einer Brotzeit gestärkt haben, treten wir den Rückweg an. Zwei Stunden später treffen wir wieder auf dem Parkplatz ein.

Jotunheimen Nasjonalpark

Die höchsten Gipfel

Im Jahre 1862 taufte Aasmund Olavsson Vinje diese Gebirgszüge „Jøtunheimen“ – die Heimat der Trolle Jotnana. Heute hat diese mächtige Gebirgsgegend mit den höchsten Gipfeln Nordeuropas den Namen Jotunheimen bekommen. Die meisten Gipfel sind über 2000 Meter hoch, der höchste ist Goldhøpiggen mit seinen 2469 m. In Jotunheimen findet man auch viele Gletscher. Der sich über 15qkm ausbreitende Smørstabbreen ist der größte. Zwischen den hohen Gipfeln und den Gletschern haben sich fruchtbare Täler und Flüsse mit mehreren großen Seen eingebettet. Der größte See im Nationalpark, Gjende ist ganze 20 km lang. Auch Norwegens höchster Wasserfall, der Vettisfossen in Utladalen mit einer Fallhöhe von 275 m, liegt hier.

Pflanzen- und Tierleben

Viele unserer Gebirgspflanzen wachsen an keinem anderen Ort in Norwegen in so großen Höhenlagen wie hier in Jotunheimen. Am Berg Glittertind ist der Gletscherhahnenfuß sogar auf Höhen von 2370 m zu finden. Auch einige Waldblumen haben hier ihre Wachstumsgrenze. Von den tieflandarten kann man hier Maiglöckchen, Erdbeeren, Seidelbast und das Wunderveilchen antreffen. Der einzige Wald im Nationalpark, ein Birkenwald, der sogar die Höhenlagen bis zu 1200 m erobert hat, wächst entlang des Gjendesees. Im Tal Utladalen findet man einen Edellaubwald mit Linden, Ulmen und Haselnusssträuchern. Der Kiefernwald von Vettismorki wird als der „prächtigste“ Kiefernwald Norwegens beschrieben. Tier- und Vogelleben unterscheidet sich nicht wesentlich von dem, das man üblichen norwegischen Hochgebirge vorfindet. Um 75 brütende Vogelarten sind im Nationalpark registriert worden und die vier in Norwegen vorkommenden Hirscharten – Rentier, Elch , Hirsch und Rehwild sind auch repräsentiert. Mehrere der Seen und Flüsse In Jotunheimen gelten außerdem als gute Forellengewässer.

Nutzung des Gebirges

Schon von Alt her wird das Gebirge für Jagd und Angeln sowie als Weideland für Rinder genutzt. Auf einer Wanderung durch diese Gebiete können Sie auf mehrere Überreste solcher Nutzung stoßen. So sind auch die meisten Touristenhütten ursprünglich Almhütten gewesen. Bemerkenswert ist auch die reiche Kulturlandschaft im Tal Utladalen. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts begann amn den Erholungswert Jotunheimes zu entdecken, mit Skitouren, Wanderungen, Gletscherwanderungen und Bergsteigen. Heute sind große Teile der Gebirgszüge als Erholungsgebiete angelegt worden und haben Warten, gekennzeichnete Wege und Touristenhütten. Trotzdem können sie vielerorts immer noch scheinbar „unbekanntes Land“ erforschen.

Schutz

1980 wurde ein 1145 qkm großes Gebiet in Jotunheimen zum Jotunheimen Nationalpark erklärt. Gleichzeitig bekam ein 314 qkm großes Gebiet den Namen Utladalen Landschaftsschutzgebiet. In diesen unter Schutz gestellten Gebieten gelten besondere Vorschriften, die diese Werte auch für die ferne Zukunft bewahren sollen.

Respekt vor Gletscher und Gebirge

Sich ohne Sicherungsausrüstung auf einen Gletscher zu begeben ist lebensgefährlich. Gletscherwanderungen dürfen nur mit einem erfahrenen Bergführer durchgeführt werden.

Vergessen sie nicht, dass gute Ausrüstung nicht genügt, wenn man sie nicht richtig benutzen kann. Kleidung und Ausrüstung vor jeder Tour überprüfen.

Viel Vergnügen!

Quelle: Schild am Wegesrand (mit deutscher Übersetzung durch einen deutschkundigen Norweger)

Nachdem wir in Øvre Årdal eingekauft haben, fahren wir in unsere bequeme Hütte. Dort befragt Karsten sein GPS-Gerät und wir erfahren, dass wir eine Strecke von 15,2 Kilometern in 5,5 Stunden zurückgelegt haben. Dabei hatten wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 3 km/h. Das ist für dieses Gelände mit den An- und Abstiegen wirklich nicht schlecht. Als Karsten zusätzlich ein Geländeprofil erstellt und wir sehen können, welche Höhenunterschiede wir überwunden haben, wissen wir auch, warum sich unsere Beine so müde anfühlen. Wir sind auf 690 m gestartet, mussten dreimal die 900-Metermarke bezwingen um wieder auf 690 m zu kommen.

Insgesamt eine wunderbare Tour, die nicht nur unsere Sinne entzückt, sondern sicherlich auch unsere Fitness gesteigert hat. Den Kalorienverlust ersetzen wir durch ein gutes Abendessen, Hühnchen in indischer Soße mit Reis und Salat.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (No Ratings Yet)
Loading...

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.